Es gibt unzählige Bohrerarten – hierunter auch die Spiralbohrer. Sie unterschieden sich in ihrer Größe, Beschichtung und dem Herstellungsprozess. So gibt es Bohrer, die bei der Fertigung geschliffen werden und andere, die rollgewalzt werden. Die Fertigung bestimmt über den Aufbau der Bohrer.

Herstellung der Bohrer

In unserem Blog wollen wir der Herstellung von Bohrern genauer auf den Grund gehen. Was bringen die diversen Eigenschaften für Anwendungsgebiete mit sich und worauf muss man achten? Eine Menge Grundwissen haben wir bereits im letzten Blogartikel „In Edelstahl bohren“ erlangt. Daher können wir uns heute näher mit dem Aufbau beschäftigen können.

Das grundsätzliche Hauptunterscheidungsmerkmal ist, dass geschliffene Bohrer gefräst und gewalzte gepresst werden. Aber es gibt natürlich noch mehr zu beachten!

Geschliffene Bohrer

Herstellung und Aufbau

Der geschliffene Bohrer wird bei der Produktion durch Fräsen eines Metallrohlings erstellt. Hier wird von einem dicken, langen Stück Metall in Spiralform Schicht für Schicht abgefräst. Das passiert solange, bis die Form ideal ist und der fertige Spiralbohrer das Licht der Welt erblickt.

Spiralbohrer geschliffen

Wie erkenne ich den Unterschied?

Das ist ganz einfach! Denn geschliffene Bohrer glänzen in der Innenfläche der Spirale. Außerdem zeichnen sich dort auch feine Vertiefungen ab. Der Übergang zwischen Nut und Schaft verläuft nicht so weich, wie bei einem rollgewalzten. Hier kann man eine eher scharfe Kante finden. Dies sind Zeichen dafür, dass das Material gefräst wurde.

Übrigens werden geschliffene Bohrer im Produktnamen bei Herstellern häufig mit -G abgekürzt. Das hängt meist von den Material- oder Beschichtungsangaben ab.

Es gibt diverse Beschichtungen, welche die Härte beeinflussen. Somit wird der optimale Schutz und eine bestimmte Langlebigkeit gewährleisten. In einem anderen Blogbeitrag werden wir ausführlich auf die genauen Eigenschaften der Beschichtungen eingehen. Zudem wird dort erklärt, bei welchen Materialien diese zum Einsatz kommen. Damit man aber nicht gleich zum Beschichtungsexperten werden muss, hier erstmal eine einfache Übersicht.

Beschichtungen Spiralbohrer
Beschichtung Abkürzung Farbe
Cobalt Co mehrfarbig
Titanaluminiumnitrid TiALN violett / dunkelgrau
Titancarbonid TiCN dunkelbraun
Titannitrid TiN gold

Bohrer TiN

TIALN Bohrer

Bohrverhalten des geschliffenen Bohrers

Ein Bohrer, der gefräst – sprich geschliffen- wird, wird nicht verformt und zeichnet sich dadurch durch eine besonders hohe Standzeit mit bester Genauigkeit aus. Die Präzision entsteht dadurch, dass er nicht gepresst bzw. geformt wurde, sondern komplett identisch gefräst ist.

Leider ist das auch die Schwachstelle des Bohrers. Die Ausfräsungen machen das Material dünner und er bricht deutlich schneller ab, als das gewalzte Produkt. Man kann das durchaus mit einer Sollbruchstelle vergleichen, natürlich ist in diesem Fall das Brechen unerwünscht.

Zu den weiterer Nachteil von geschliffenen Bohrern zählt außerdem, dass sie ständig mit einer Kühlflüssigkeit versorgt werden müssen. Das kann entweder ein Bohröl oder eine Emulsion sein.

Verwendung von geschliffenen Bohrern

Geschliffene Bohrer werden in Standbohrern, also in stationären Bohrmaschinen, verwendet. Bei einer Handbohrmaschine sollte man auf ein rollgewalztes Produkt zurückgreifen.

Rollgewalzte Bohrer

Herstellung und Aufbau

Bei einem gewalzten Bohrer gelingt die Herstellung durch das In-Form-Pressen. Hierbei erhitzt man einen Metallrohling, welcher einem runden Stab gleicht, bis er glüht. Wenn der Stab schließlich die richtige Temperatur erreicht hat, wird der Stahl zurechtgewalzt. Hierbei entsteht die Spiralform.

Spiralbohrer rollgewalzt

Wie erkenne ich ein rollgewalztes Produkt?

Wenn Sie einen geschliffenen und einen gewalzten Bohrer nebeneinander halten, werden Sie merken, dass der Geschliffene viel schärfere Kanten hat. Der Gewalzte hingegen ist grau oder schwarz gefärbt.

Aber das einfachste Erkennungsmerkmal ist der Übergang vom Hals oder Schaft zum Anfang der Spirale. Dieser ist beim Gewalzten rundlich und nie scharfkantig. Das liegt am Herstellungsprozess: Das Walzen bringt eine runde Form mit sich.

Die gängige Abkürzung bei Händlern und Herstellern für rollgewalzte Bohrer ist ein -R hinter der Stahlbezeichnung.

Bohrverhalten bei gewalztem Material

Ein gewalzter Bohrer unterschiedet sich deutlich von einem geschliffenen, denn der Gewalzte  bohrt deutlich ungenauer, als der Geschliffene. Daher verwendet man ihn hauptsächlich im Akkuschrauber bzw. im Freihandbohrer. Sobald es um extreme Präzision geht und nicht nur um das Bohren eines Dübellochs, ist ein geschliffener Bohrer also die erste Wahl.

Dafür ist der Gewalzte extrem stabil und leicht flexibel. Starke Strapazen kann die Elastizität abfangen, ein geschliffener Bohrer würde hier brechen.

Haben Sie ein neues, gewalztes Bohrwerkzeugs gekauft, müssen Sie vor der ersten Benutzung etwas beachten! Prüfen Sie, wie gerade das Produkt ist. Es kann beim Walzen verbiegen. Ein klein wenig gebogen ist nicht bedenklich, aber es darf nicht ins Extreme gehen.

Fazit der Bohrer-Auswahl

Hier haben wir nochmal die wichtigsten Entscheidungsmerkmale für den Kauf eines Bohrers aufgelistet. Sollte es bei Ihnen trotzdem noch Fragen geben, dann hinterlassen Sie gerne einen Kommentar.

Vorteile gewalzt

  • kostengünstig
  • sehr stabil
  • flexibel
  • geeignet für Handbohrmaschine

Nachteile gewalzt

  • unpräzise
  • eventuell leicht gebogen

Vorteile geschliffen

  • sehr genaues Bohren
  • viele Beschichtungen

Nachteile geschliffen

  • Standbohrmaschine notwendig
  • Kühlung notwendig
  • bricht deutlich leichter
  • teurer in der Anschaffung

Sie verrichten Profi-Arbeiten an der Standbohrmaschine, bei denen es auf genauste Löcher und Bohrungen ankommt? Dann greifen Sie am besten zu einem geschliffenen Bohrer.

Möchten Sie hingegen einen Dübel in der Wand versenken oder ein Loch vorbohren, können Sie bedenkenlos einen gewalzten Bohrer und einen Akkuschrauber wählen.