Eine Feile ist ein Zerspanungswerkzeug zum Bearbeiten von Werkstücken. Das Fertigungsverfahren nennt man Feilen. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Feilenarten, die je nach Material, welches bearbeitet werden soll, ganz spezifische Formen und Hiebe haben. Grund genug, sich einmal in der Welt der Feilen ein wenig umzusehen und euch die verschiedenen Feilenarten einmal näher vorzustellen. Natürlich gibt es auch einen kleinen Überblick über den grundsätzlichen Aufbau einer Feile und deren Geschichte.

Keine Feilenarten ohne den Feilenhauer

Ehe wir uns damit beschäftigen, wie Feilen aufgebaut sind und welche Arten es für welche Bearbeitungsformen und-materialien gibt, wollen wir unbedingt einen Abstecher zu demjenigen machen, ohne den wir gar keine Feilen hätten – dem Feilenhauer. Dieser Beruf ist im späten Mittelalter entstanden und stellte eine Spezialisierung des Schmiedehandwerks dar. In Frankfurt wird der Feilenhauer das erste Mal im Jahr 1387 erwähnt, Nürnberg folgt knappe einhundert Jahr später. Im 16. Jahrhundert dann ist der Beruf auch im gesamten deutschen Raum angekommen.

Die Feilenhauer waren in Zünften organisiert. Wie fast alle Handwerksberufe musste man nach einer dreijährigen Lehrzeit noch mindestens ebenso lange auf Wanderschaft, um das Gelernte praktisch weiter anzuwenden und zu vertiefen. Erst dann konnte man sein Meisterstück anfertigen und den Meistertitel erwerben. In den meisten Gegenden musste man dafür drei Feilenarten anfertigen. Was  so einfach klingt, war gar nicht so einfach. Der Rohstoff für die Feilen, ein spezieller Stahl, war damals extrem teuer. Nicht jeder hatte das nötige Kleingeld in der Tasche, um sich den Stahl für drei Feilen zu kaufen.

Maschinen verdrängen den Ausbildungsberuf

Der Beruf war, wie ihr euch denken könnt, mit schwerer Arbeit verbunden. Ein guter Feilenhauer schaffte immerhin bis zu 50 Feilen am Tag. Doch dafür bearbeitete er den Speziellen Stahl auch mit bis zu 220 Schlägen die Minute. So wurde recht zeitig damit begonnen, die Herstellung zu automatisieren. Maschinen zur Feilenherstellung erdachten im Laufe der Jahre mehrere große Köpfe. Leonardo Da Vinci war der erste, der um 1500 herum die erste Maschine ersann. 1627 beschrieb unabhängig von Da Vinci der Franzose Mathurin Jousse in seinem Buch über Schlosserei eine Maschine zur Herstellung von Feilen.

Erst um 1890 fingen diese Maschinen an, sich durchzusetzen und die ersten Feilenfabriken entstanden. In der DDR gab es den Beruf des Feilenmachers noch bis in das Jahr 1989. Drei Feilenhauerbetriebe waren in diesem Jahr noch bei der Handwerkskammer Potsdam verzeichnet. Heute ist der Beruf ausgestorben und ihr könnt, auch wenn ihr es unbedingt wolltet, keine offizielle Ausbildung mehr absolvieren. Die Herstellung erfolgt mittlerweile rein maschinell.

Aufbau von Feilen

Eine Feile besteht aus einem Feilenblatt und einer Feilenangel, die spitz zuläuft. Die Angel steckt meist in einem Griff aus Holz, den man das Feilenheft nennt. Gesichert wird diese Verbindung durch eine Hülse, die Zwinge.

Feile Aufbau

Herstellung von Feilen

Feilen wurden aus einem speziellen gut gehärteten Werkzeugstahl hergestellt. Das war früher ein gegärbter Roh- oder Zementstahl und später Walzstahl. Heute wird  Kaltarbeitsstahl dafür genommen. Die Feilen wurden geschmiedet und dann ausgeglüht und langsam abgekühlt. Ehe man sie behauen hat, wurden sie noch in die entsprechende Form gebracht. Das geschah zumeist durch Abschleifen, wofür die Feilenhauer die Rohlinge in Schleifmühlen brachten.

Die typischen Einkerbungen auf dem Blatt, durch diese die Feilen erst ihre Arbeit als Zerspanungswerkzeuge erfüllen konnten, wurden dann mit Hammer und Meißel eingetrieben. Heutzutage wird nicht nur gehauen, sondern vor allem auch gefräst. Man unterscheidet also gehauene Feilen und gefräste Feilen. Gehauene Feilen haben einen negativen Spanwinkel, wodurch sie besser für Stahl und härtere Werkstoffe, also für die Metallbearbeitung geeignet sind. Gefräste Feilen hingegen haben einen positiven Spanwinkel und sind für weichere Materialien gedacht.

Feilenarten nach ihrer Form

Unterscheidet man die Feilenarten nach ihrer Form, so richtet man sich in der Aufteilung nach ihrem Querschnitt. Wir listen euch die gängigsten Feilenarten nach ihrer Form einmal auf:

 

Feilenarten nach ihrem Hieb

Wie oben erwähnt, gibt es gehauene und gefräste Feilen. Gehauene Hiebe sind einzelne Vertiefungen, die durch Verformung in das Feilenblatt eingebracht werden. Früher musste man dafür jeden einzelnen Zahn per Hand in den Stahl eintreiben. Bearbeitet man ein Material mit einer gehauenen Feile, dann wird nur wenig Material abgetragen. Die Feile schabt über den Werkstoff.

Gefräste Hiebe werden eingefräst. Die Zähne der Feile ähneln dann einer Säge und sie schneiden quasi in den Werkstoff, wodurch recht viel Material abgetragen werden kann.

Die Hiebarten

Man unterscheidet Einhieb, Kreuzhieb und Raspelhieb. Hiebe sind die Einkerbungen auf dem Feilenblatt, die meist linienförmig angeordnet sind. Die Hiebe verlaufen schräg oder bogenförmig zur Feilenachse.

Einhieb

Bei einer Feile mit Einhieb läuft dieser quer, schräg oder bogenförmig zum Feilenblatt. Beim schrägen oder bogenförmigen Verlauf wird der Spanabfluss erleichtert. Verwendung findet die einhiebige Form vor allem in der Bearbeitung von weichen Werkstoffen und beim Schärfen.

Kreuzhieb

Die Einkerbungen auf deinem Kreuzhieb-Feilenblatt kreuzen sich in einem spitzen Winkel. Zuerst stellt man den Unterhieb her, darüber wird dann der Oberhieb gehauen. Der Unterhieb ist meist tiefer und öfter pro Zentimeter Feilenlänge eingehauen. Im Ergebnis haben wir dann rautenförmige Zähne, die den Span brechen und damit der Riefenbildung entgegenwirken. Wollt ihr Eisenmetalle und gehärtete Werkstoffe bearbeiten, dann sied ihr mit einem Kreuzhieb bestens ausgerüstet.

Raspelhieb

Beim Raspelhieb sitzen die Zähne einzeln und punktförmig auf dem Feilenblatt. Das ist genau betrachtet, also gar kein Hieb. Ihr könnt damit harten Stein und vor allem Leder und Holz bearbeiten. Der Raspelhieb hat nichts mit der Raspel als Werkzeug zu tun. Diese sind gefräst und meist einhiebig.

Die Raspel als Sonderform

Das spanabhebende Werkzeug für die Abtragung von sehr weichem Material und vor allem Holz bezeichnet man überwiegend als Raspel. Die Zähne (Hiebe) ragen bei dieser Form der Feile sehr weit aus dem Blatt heraus. Eine Raspel trägt viel mehr Material ab als eine Feile und hat daher auch diesen Sondernamen. Es entstehen sehr grobe und faserige Schnittflächen, die man dann mit einer Feile noch glätten kann.

Raspeln werden aber nicht nur in der Holzbearbeitung, sondern auch in der Bildhauerei eingesetzt. Sie sind prima für die Bearbeitung von weichem Gestein wie Speckstein, Kalkstein oder Marmor geeignet. Raspeln kennen wir aber auch noch in einem anderen Zusammenhang. Nicht nur bei den Hufen der Pferde, sondern auch unseren eigenen, entfernen wir die Hornhaut mit Raspeln und Feilen. Hierfür gibt es dann spezielle Ausformungen, die nicht mit dem klassischen Heft ausgestattet sind, sondern beispielsweise mit einem Griff in der Mitte zwischen zwei Raspeln. Man nennt diese Form auch Riffel- oder Bildhauerraspel.

Was bedeuten Hiebzahl und Hiebnummer?

Diese grobe Einteilung in die Hiebformen reicht dem Fachmann natürlich nicht aus. Er unterteilt die Feilen noch nach der Hiebzahl und der Hiebnummer. Sie werden also noch nach der Anzahl der Hiebe pro Zentimeter in Längsrichtung des Blattes der Feile und der Verteilung dieser in bestimmten Bereichen des Blattes auf. Ist die Hiebnummer bei Feilen gleich, heißt dies, dass sie über das gesamte Feilenblatt verteilt, die gleiche Anzahl an Hieben haben. Eine kleine Feile hat also genauso viele Hiebe wie eine längere. Das bewirkt, dass die Hiebe bei der kleinen feile viel dichter gesetzt sind und so viel feinere Arbeiten möglich sind.

Es gibt die Hiebnummern 0 bis 5, wobei die meistgenutzten sich sicherlich im Bereich 1 bis 4 bewegen.

Hiebnummer Hiebzahl Feilenbezeichnung
0 4,5 – 10 Grob-Feile
1 5,3 – 16 Bastard-Feile (Schruppfeile)
2 10 – 25 Halbschlicht-Feile
3 14 – 35 Schlichtfeile
4 25 – 50 Doppelschlicht-Feile
5 40 – 71 Feinschlicht-Feile

 

Es gibt auch ganz besonders feine Feilen, die bis zu einer Hiebnummer von Zehn gehen können. Eine weitere besondere Feilenart sind die Diamantfeilen. Sie haben keine Hiebe, sondern sind galvanisch mit Diamant belegt und für gehärtete Materialien extrem gut geeignet. Wollt ihr übrigens ein Gewinde schneiden oder nacharbeiten, dann sind entsprechende Gewindefeilen das richtige Werkzeug. Wir hoffen, euch einen guten Überblick gegeben zu haben und wünschen bei eurem nächsten Projekt mit einer Feile viel Erfolg!