Nachdem ich euch im ersten Teil unserer kleinen Sägenkunde die wichtigsten japanischen Handsägen vorgestellt habe, beschäftigen wir uns heute mit den herkömmlichen westlichen Sägen.

Es schien eine Zeit lang als ob sie letztlich von den Produkten aus Fernost komplett aus dem Markt gedrängt würden, erleben sie in den letzten Jahren so etwas wie ein Comeback. Dabei setzen die führenden produzierenden Länder, Deutschland und England in Europa, die USA und Kanada in Übersee, wieder zunehmend auf Qualität und erinnern sich ihrer langen handwerklichen Tradition im Werkzeugbau. Das Ergebnis sind hochwertige Sägen welche ihre alten/neuen Stärken durchaus unter Beweis stellen können.
Sägen

Sägen Test

Waren es im ersten Teil drei japanische Sägen so schickt auch der Westen heute eine Troika ins Rennen. Allen gemeinsam ist das Sägen auf Stoß, d.h. der Druck wird beim Schieben der Säge ausgeübt (Eine Ausnahme bildet hier nur eine bestimmte Feinsäge aber dazu komme ich weiter unten). Dies bedeutet zwar eine größere Blattstärke um ein Knicken zu verhindern aber eben auch ein steiferes und dadurch stabileres Blatt. Auch sind sie alle vergleichsweise stark geschränkt was eine Korrektur des Sägeschnittes eher zuläßt.

Beliebt nicht nur bei Max und Moritz: Die Gestellsäge

„Ritze, ratze, voller Tücke…“, ja, schon Schneidermeister Böck konnte sich von der Leistungsfähigkeit einer gut geschränkten und gefeilten Gestellsäge überzeugen. Alle anderen fünf vorgestellten Modelle sind ungespannte oder Heftsägen, einzig die Gestellsäge ist eine gespannte oder auch Strecksäge. Dieses Zimmerer- und Tischlerwerkzeug hat eine lange Geschichte, welche bis weit ins Altertum zurückreicht (Funde römischer Spannsägen) und lange Zeit war sie die klassische euröpäische Schreinersäge.

Das Sägeblatt wird hier in ein Holzgestell eingesetzt und über einen Mittelsteg als Widerlager mit einem Spanndraht mit Gewindebolzen und Flügelmutter gespannt. Sie kann praktisch überall zum Einsatz kommen: Ablängen, Besäumen, Absetzen und Schlitzen, selbst Schweifungen sind möglich! Je nach Bedarf benötigt man allerdings unterschiedliche Blätter und Rahmen. Da die Säge ihre Spannung durch ihre Bauweise erhält benötigt sie keinen Rücken und kann trotz der geringen Blattbreite mit einer Blattstärke etwa ab 0,6 mm hergestellt werden.

Vorteil:

  • Ein wunderbares Gefühl wenn man mit der Riesensäge nach viel Üben auch filigrane Arbeiten gemeistert hat.

Nachteil:

  • Auf Grund ihrer Konstruktion recht sperrig und wenn man für jede Aufgabe ausgerüstet sein will auch etwas kostenintensiv.

Unkaputtbar: Die Feinsäge

Unter Holzhandwerkern sicher der verbreitetste Europäer, keine Werkzeugkiste ohne Feinsäge. Das vergleichsweise kleine Werkzeug besitzt eine sehr feine, wenig geschränkte Verzahnung und arbeitet schwach auf Stoß. Das rechteckige Blatt wird von einem, häufig gekröpften, Griff geführt und kann dünner ausgeführt werden (zrika 6 mm), da es durch eine U-förmige Metallschiene am Rücken verstärkt ist. Dieser Rücken, zusammen mit einer relativ geringen Blattbreite machen die Feinsäge praktisch unverwüstlich.

Eine Besonderheit bildet die Ausführung mit umlegbarem Griff:
Bei diesem pfiffigen Modell kann die gekröpfte Angel von einem Blattende auf das andere umgelegt werden wodurch sie natürlich vielseitiger einsetzbar ist. Nur bei diesen Sägen sind die Zähne gleichschenklig, es wird also auf Stoß und Zug gearbeitet.

Vorteil:

  • Ausgesprochen robust und auch für Laien bestens geeignet.

Nachteil:

  • Blattbreite nur ca. 60 mm, tiefe Schnitte können also nicht ausgeführt werden.

Ein echter Klassiker: Der Fuchsschwanz

Ja, den hat wohl wirklich Jeder zu Hause obwohl im Profibereich wohl keine Handsäge so stark von Stich- und Handkreissäge verdrängt wurde wie er. Durch den fehlenden Rücken liegt seine Stärke in tiefen und langen Schnitten, eben genau da wo man heute hauptsächlich elektrische Sägen einsetzt. Der Fuchsschwanz hat ein breites, nach vorne hin schmaler werdendes Blatt welches seine Steifigkeit durch entsprechende Stärke und Breite erhält.

Im Fachhandel erhält man ihn mit entsprechenden Blättern sowohl für Quer- als auch für Längsschnitte, die Baumarktware bietet unter dem Sammelbegriff „Universal“ verschiedene Mischformen an, mein Opa hätte gesagt:“Nix Halbes und nix Ganzes“.

Vorteile:

  • Wenn man im Haushalt nur eine Säge haben möchte, die man zur Not auch mal im Garten einsetzen kann ist er wohl der Richtige.
  • Man soll mit ihm auch musizieren können.

Nachteil:

  • Für präzise Arbeiten eher ungeeignet.

Im nächsten Teil: Die Gartensägen