Tapeten ablösen ist wohl selbst für den ehrgeizigsten Heimwerker eine der unbeliebtesten Tätigkeiten überhaupt. Doch immer wieder steht diese Arbeit an. Ein Umzug, der alljährliche Frühlingsputz, der nur allzu oft gleichzeitig zum Renovierungsmarathon im ganzen Haus wird oder die Kinder und Haustiere haben die Wände kreativ neu gestaltet – meist muss die alte Tapete weichen und neuen Farben und Mustern Platz machen. Fast jedesmal wird die Prozedur zu einer Geduldsprobe, weil die alte Tapete partout nicht von der Wand will oder sich nur in kleinsten Teilen abziehen lässt. Wird Zeit, dass wir uns einige Tricks und Kniffe ansehen, mit denen man die Tapeten leicht ablösen kann.

Materialliste für das Tapeten ablösen

Ehe es losgeht, müsst ihr euch ein paar Materialien bereitlegen. Unsere Liste umfasst alle Hilfsmittel, auf die wir im Folgenden eingehen.

  • Nagelwalze (Tapetenigel, Stachelwalze)
  • Spachtel
  • Tapetenlöser (oder Spülmittel, Glasreiniger, Essig, Weichspüler, Tapetenkleister)
  • Sprühflasche (oder Schwamm)
  • Pinsel
  • Sandpapier
  • Dampfreiniger
  • Multitool
  • Leiter

Vorbereitung

Auch beim Entfernen von alten Tapeten gilt es, den Raum gut vorzubereiten. Das Abkleben von wasserempfindlichen Teilen wie Steckdosen oder Lichtschaltern und der Schutz des Bodens durch eine Abdeckplane, die ihr gern auch ankleben könnt, damit sie nicht herumrutscht, ist zwar lästig, aber erspart am Ende viel Arbeit und vielleicht sogar einen Elektriker.

Tapeten ablösen mit verschiedenen Hilfsmitteln

Wenn ihr nur eine einfache Raufasertapete von der Wand entfernen wollt, dann reichen meist ein paar gute alte Hausmittel. Was in jedem Fall zur Hand sein sollte, ist Wasser, denn am einfachsten geht Tapete wieder von der Wand herunter, wenn ihr sie einweicht. Dabei ist es ratsam, die Einwirkzeit nicht zu kurz zu halten, damit das Tapeten ablösen noch leichter von der Hand geht. Man findet neben Spülmittel auch immer wieder Tipps, bei denen auf ganz andere Mittelchen zurückgegriffen wird. Wir erläutern in kurzen Worten die Möglichkeiten.

Tapeten ablösen durch Einsprühen und mit dem Spachtel

Tapeten entfernen mit Spülmittel

Am häufigsten werden die Tapeten wohl einfach mit Wasser mit einem kleinen Spritzer Spülmittel eingeweicht. Prüft kurz, ob eure Tapete Wasser aufsaugt. Sie wird bei Kontakt mit Wasser dunkel. Sprüht die Tapete mit dem mit Spülmittel versetzten Wasser großzügig ein oder verteilt es mithilfe eines Schwamms auf ihr. Nach ein paar Minuten Einwirkzeit könnt ihr die Ecken sanft mit einem Spachtel lösen und dann meist die ganze Bahn in einem Schwung abziehen. Zieht dabei immer von oben nach unten und nicht andersherum und arbeitet leicht schräg. So lassen sich die Tapeten am effektivsten ablösen. Lösen sich die Tapeten noch nicht, dann kann es helfen, das Wasser ein bisschen wärmer zu wählen.

Was sich so einfach anhört, klappt oft doch nicht ganz so problemlos. Die Tapeten sind schwerer, die Farbschicht verhindert das komplette Durchweichen, an Ecken und Schrägen klappt es nicht so richtig. Vinyltapete weigert sich hartnäckig gegen das Wasser und an Rigipswänden sollte man auf zu viel Wasser sowieso verzichten. Auf all die Problemfälle gehen wir im weiteren Text noch ein und erklären, wie man es hier am besten angeht.

Tapeten mit Glasreiniger oder Essig entfernen

Auch Glasreiniger soll helfen, die alten Tapeten von der Wand zu lösen. Dafür sprüht ihr den Reiniger unverdünnt auf die Flächen. Lösen sich die Tapeten nach einmaligem Einsprühen noch nicht, dann müsst ihr den Vorgang wiederholen. Hier liegt auch die Crux, denn ihr könnt euch sicher vorstellen, wie viel Glasreiniger ihr so verbraucht, wenn ein ganzer Raum von Tapete befreit werden soll. Günstiger ist da der Griff zum Spülmittel oder zum Essig. Ja, ihr habt richtig gelesen. Auch Essig hilft, die Tapeten zu lösen. Mischt drei Tassen Essig auf einen 10-Liter-Eimer Wasser, bei Essigessenz entsprechend weniger.

Tipp: Bei großen Flächen könnt ihr die Hilfsmittel-Wasser-Mischung auch mit einer Malerrolle auftragen.

Tapeten mit Weichspüler ablösen

Habt ihr all dieses Hilfsmittel nicht zur Hand, dann könnt ihr einmal im Bad nachsehen, wie viel Weichspüler ihr dort noch stehen habt. Der eignet sich nämlich ebenso zum Einweichen der Tapeten und zum Lösen des Kleisters. Füllt eine Sprühflasche zur Hälfte mit Weichspüler. Dann kommt warmes Wasser darauf und ihr verfahrt genauso wie beim Spülmittel, Essig oder Glasreiniger. Einsprühen, 20 Minuten einwirken lassen, abziehen, fertig.

Tapetenlöser

Wer auf die Hausmittel nicht vertraut, geht in den Baumarkt und besorgt sich speziellen Tapetenlöser, um der hartnäckigen Wandbekleidung zu Leibe zu rücken. Der Tapetenlöser wird im Prinzip genauso angewendet wie Spülmittel. Die Feuchtigkeit muss bis zum Kleister vordringen und schon kann die Wand von der alten Tapete befreit werden.

Tapeten ablösen mit Tapetenkleister

Unser letzter Tipps für das Ablösen leichter Tapeten wie Raufaser oder Papiertapeten ist die Verwendung von Tapetenkleister. Das hört sich jetzt vielleicht ein wenig komisch an, aber es funktioniert. Ihr rührt den Kleister recht dünnflüssig an, nicht so wie beim Anbringen der Tapeten und verteilt dann die Mischung auf der Tapete. Der dünne Kleister verbindet sich mit dem getrockneten alten Kleister und die Tapeten lassen sich lösen. Außerdem weicht die Tapete besser durch, weil der Kleister aufgrund seiner Konsistenz nicht so schnell die Wand herunterläuft wie pures Wasser mit ein bisschen Spülmittel. Auch hier gilt wieder: von oben nach unten und vorher die Ecken mit einem Malerspachtel anlösen.

Professionell Tapeten ablösen mit Dampf

Wer auf all diese Mittelchen und die Sprüherei keine Lust hat und einen Dampfreiniger zu Hause hat, kann auch diesen zum Tapeten ablösen verwenden. Das Gerät wird über die Tapeten geführt und der heiße Dampf dringt ein. Stellt den Dampfreiniger möglichst auf die heißeste Stufe, denn so geht es am schnellsten. Arbeitet am besten in Schlangenlinien. Mit ein bisschen Glück, lösen sich die Tapeten von oben (auch hier beginnen wir wieder oben) dann ganz von selbst und fallen euch schon entgegen.

Problemfälle beim Tapeten ablösen

Ihr denkt jetzt: Na toll, hab ich alles schon probiert und nichts hat so einfach funktioniert, wie es hier aufgeschrieben wurde? Dann hattet ihr es wahrscheinlich mit speziellen Problemfällen zu tun. Schwere Tapeten, Vinyltapeten, Glasfasertapeten und viele Schichten machen uns das Leben schwer, wenn man sie entfernen will. Auch bei Rigipswänden sind extremes Einweichen oder die Stachelwalze nicht zu empfehlen. Schauen wir uns einige der Problemfälle doch noch genauer an.

Schwere Tapeten und Vinyltapeten ablösen

Mit den modernen Tapeten und Farbanstrichen, die zum Beispiel wasserabweisend sind, kommen auch neue Probleme beim Entfernen der Tapeten auf euch zu. Schwere Tapeten, Vinyltapeten und Dispersionsfarbe machen es dem Wasser-Lösungsmittel-Gemisch nicht so einfach bis zum Kleister vorzudringen. Dafür gibt es eine praktische Lösung – den Tapetenigel. Man nennt das praktische Hilfsmittel auch Stachelwalze, Nagelroller oder Nagelwalze. Den Grund dafür könnt ihr euch sicherlich schon denken. Die Walze ist mit vielen kleinen Nägeln bestückt, welche die Tapetenstruktur aufbrechen. VIele kleine Ritze und Löcher machen sie durchlässig und so kann die Feuchtigkeit durchdringen und ihren Zweck erfüllen.

Wendet bei dieser Technik nicht allzu viel Kraft an, damit ihr den Untergrund nicht zu stark schädigt. Nach der Behandlung mit dem Tapetenigel sprüht ihr die Feuchtigkeit aus der Sprühflasche auf die Tapeten oder geht mit dem Dampfreiniger ans Werk.

Spezialfall Rigipswände

Auf normalen Wänden funktionieren all unsere vorgestellten Methoden, doch was ist, wenn man Rigips von alten Tapeten befreien will? Wenn ihr Tapeten von Rigipswänden ablösen müsst, dann lasst auf jeden Fall die Nagelwalze weg, denn die schadet der Platte natürlich enorm. Auch zuviel Feuchtigkeit lässt die Rigipsplatten aufquellen, denn die dünne Pappschicht wird durch zuviel Feuchtigkeit zerstört und die Feuchtigkeit dringt bis zum Gips vor. Nicht nur hässliches Aufquellen, sondern sogar ein komplettes Auflösen der Rigipsplatten kann die Folge sein.

Trotzdem geht kein Weg am leichten Anfeuchten vorbei. Lasst eure bevorzugte Hilfsmittel-Wasser-Mischung nur kurz einwirken und versucht die Tapetenbahnen abzulösen. Geht noch nicht alles von der Wand herunter, dann feuchtet nicht sofort nach, sondern wartet, bis die Wand wieder vollständig trocken ist. Das Tapeten ablösen geht auch hier mit einem Spachtel leichter von der Hand. Wählt bei empfindlichen Flächen aber besser einen breiteren Spachtel, um Kerben und Ritzen zu vermeiden.

Challenge: mehrere Lagen Tapeten ablösen

Es ist gar nicht so selten, dass man, vor allem in Mietwohnungen gleich mehreren Schichten Tapete auf der Wand begegnet. Dann wird es zwar nicht komplizierter, aber deutlich arbeitsintensiver für euch. Grundsätzlich geht ihr genauso wie bei einer Schicht vor, um die Tapeten abzulösen, aber meist dürft ihr euch darüber freuen, dass ihr genau dies so oft machen müsst, wie viele Schichten Tapete an der Wand sind. Die Mittel durchdringen meist nur eine Schicht bis zum ersten Kleber, die ihr entfernen könnt und dann wartet die nächste Lage Tapete auf ihre Behandlung. Mit ein wenig Durchhaltevermögen gelingt aber auch diese Challenge!

Das Multitool als allerletzte Wahl

Bekommt ihr auch mit größtem Kraftaufwand und mit dem besten Einweichen die Tapeten nicht von der Wand, dann hilft als letzte Rettung wahrscheinlich das oszillierende Multitool. Die Zittersäge bekommt einen breiten Spachtelvorsatz und dann geht es der Tapete an den Kragen. Feuchtet die Wand trotzdem vorher an, dann geht es auch mit dem Multitool bedeutend leichter.

Wand zum Tapezieren vorbereiten

Nachdem ihr die Tapeten entfernt habt, schaut euch die Wände genau an und prüft auf Rückstände. Ehe ihr eine neue Tapete anbringt, sollte der Untergrund wirklich gut abgetrocknet und sauber sein. Bürstet die Wände gut ab und achtet auf Flecken, die eventuell nach der Renovierung wieder durchschlagen. Spezielle Fleckendecker helfen dies zu verhindern. Risse und kleine Löcher beseitigt ihr mit Spachtelmasse. Sind die Wände sehr sandig, kreidig oder porös, dann behandelt mit einem Tiefengrund vor, damit die neue Tapete gut haften kann. Auch bei Gipskarton empfiehlt sich eine Tiefengrundierung.

Beim Tapezieren schon an das Tapeten ablösen denken!

Habt ihr es einmal geschafft, die Wand restlos von der Tapete zu befreien und wollt die Wände auch wieder tapezieren und nicht etwa mit Rollputz verschönern, dann denkt vor dem Tapezieren schon an die nächste Umgestaltung. Denn nur allzu schnell steht ihr wieder vor dem Problem, die Tapeten ablösen zu müssen. Dafür gibt es gleich zwei Lösungen.  Entweder ihr kauft gleich eine trocken abziehbare Tapete oder ihr streicht die Wände vor dem Tapezieren mit einem Wechselgrund. Bei beiden Varianten erspart ihr euch Einweichen und auch die Arbeit mit dem Tapetenigel, denn die Tapeten sind ganz einfach trocken abziehbar.

Habt ihr noch Erfahrungen, Tipps und Tricks zum Tapeten ablösen? Dann hinterlasst doch einen Kommentar und wir nehmen sie noch mit in unseren Ratgeber auf. Doch jetzt erst einmal genug gelesen. Wir wünschen viel Spaß beim Renovieren!