Plexiglas ist ein beliebter Baustoff für diverse Projekte in den eigenen vier Wänden. Es ist stabil, bruchsicher, resistent gegenüber harschem Wetter und ist trotzdem leicht zu bearbeiten. Daher ist es kein Wunder, dass man Anleitungen für Gartenhäuser, Tierkäfige, Möbel und andere Projekte aus Plexiglas findet. Wer ein solches Projekt in Angriff nehmen möchte, kommt nicht drumherum Plexiglas zu schneiden, denn diesen Werkstoff gibt es meist nur als Meterware zu kaufen. Damit euch das auch als Anfänger gelingt, stellen wir euch hier eine Anleitung zur Verfügung.

Was ist Plexiglas?

Technisch korrekt ist der Term Plexiglas nicht. Wie bei Tempo oder Swiffer hat sich der Markenname eingebürgert. In der Chemie spricht man von Polymethylmethacrylat, kurz PMMA, oder auch einfach Acrylglas. Natürlich handelt es sich hierbei nicht um eine Art Glas, sondern um Kunststoff. Aufgrund der chemischen Zusammensetzung ist es biegsam, einigermaßen hitzeempfindlich und hat eine milchige bis durchsichtige Beschaffenheit. Perfekt um eine Überdachung für die eigene Terrasse zu bauen oder eine Abtrennung für den Arbeitsplatz herzustellen.

Die richtigen Vorbereitungen treffen

Bereits beim Kauf des Plexiglases solltet ihr auf die Dicke achten, denn diese entscheidet über die einzelnen Schritte und wie ihr vorgehen müsst. Während sich das Material bis zu einer Dicke von 3 mm schneiden und brechen lässt, braucht man darüber hinaus eine elektrische Säge. Wie immer bei solchen Arbeiten solltet ihr für eine freie Arbeitsfläche sorgen, alles vorbereiten und benötigtes Werkzeug bereitlegen.

Welches Werkzeug ihr braucht

Wie bereits erwähnt, hängt die Auswahl des Werkzeuges maßgeblich von der Dicke des Acrylglases ab, welches ihr schneiden wollt. Daher unterteilen wir hier einmal wie folgt.

Benötigtes Werkzeug bei einer Dicke von < 3mm:

  • scharfes Messer, Cuttermesser eignen sich besonders gut
  • Arbeitsplatz, Werkbank oder Arbeitsböcke
  • Schraubzwingen
  • wasserfester Stift oder weicher Bleistift
  • Frottee-Handtuch
  • Raspel, Feile und Schleifpapier (idealerweise Körnung 400 – 600)

Werkzeug bei einer Dicke von >3mm:

  • Arbeitsplatz, Werkbank oder Arbeitsböcke
  • Schraubzwingen
  • wasserfester Stift oder weicher Bleistift
  • Frottee-Handtuch
  • Raspel, Feile und Schleifpapier (idealerweise Körnung 400 – 600)
  • elektrische Säge (Kreis und/oder Stich)
  • Kühlmittel

Sicherheit geht vor

Auch beim Plexiglas schneiden muss viel Wert auf Sicherheit gelegt werden. Schließlich arbeitet ihr in jedem Fall mit einer scharfen Klinge. Daher solltet ihr mindestens Sicherheitshandschuhe tragen, im Idealfall sogar schnittfeste Handschuhe. Beim Sägen entsteht aufgrund der spröden Eigenschaft von Plexiglas schnell Feinstaub, welcher höchst ungesund ist, tragt also einen Mundschutz. Und nicht zu vergessen ist die Schutzbrille. Fliegen kleine Splitter durch die Luft, kann das unschöne Folgen für die Augen haben.

Die Schärfe der Säge

Überprüft unbedingt, ob eure Sägeblätter stumpf oder verbogen sind. Im Zweifelsfall schleift ihr diese nach oder tauscht sie aus. Ihr könnt alles richtig machen, die perfekte Technik beim Schneiden und Sägen haben, aber wenn eure Sägeblätter mangelhaft sind oder das Messer stumpf ist, wird das Ergebnis dennoch nicht schön aussehen.

Dünnes Plexiglas schneiden (Dicke <3mm)

Bis zu einem Profil von 3 mm bleibt Plexiglas brüchig. Man kann also vollkommen auf Sägen und Bohren verzichten und stattdessen eine Kombination aus anschneiden und anschließendem Brechen verwenden.

  1. Trefft alle Sicherheitsvorkehrungen und legt euch euer Werkzeug bereit.
  2. Fixiert die Plexiglasplatte mit Schraubzwingen am Werktisch. Auch wenn Acrylglas mit einer Schutzfolie verkauft wird, die ihr übrigens nicht entfernen solltet, bevor der gesamte Prozess der Bearbeitung beendet ist, solltet ihr trotzdem Frottee-Tücher verwenden. So schützt ihr eure Scheibe vor hässlichen Kratzern und unschönen Abdrücken.
  3. Messt die zu schneidende Fläche sorgfältig ab. Bei dieser Methode ist es recht umständlich nachzubessern, wenn ihr das Werkstück erstmal geschnitten habt. Insbesondere, wenn der überschüssige Teil zu groß ist, um ihn abzuschleifen.
  4. Legt nun ein Lineal an die Schnittstelle und markiert diese mit eurem Stift. Je präziser ihr dabei vorgeht, desto leichter fällt euch das Schneiden.
  5. Ritzt nun die markierte Stelle an. Dieser Schnitt markiert die Sollbruchstelle, an der ihr die Plexiglasplatte im Anschluss abbrecht. Der Schnitt sollte im Idealfall 1mm tief sein. Gelingt das nicht beim ersten Schnitt, wiederholt den Vorgang einfach.
  6. Legt die Sollbruchstelle entlang der Tischkante auf und drückt die frei hängende Seite nach unten. Ist das Acrylglas zu groß, kann auch ein Brett helfen, um den Druck zu verteilen.
  7. Das Plexiglas sollte sich leicht lösen und eine ausgefranste Kante haben. Wie ihr diese korrekt abschleift, erfahrt ihr im Anschluss.

Geschwungene Formen aus Plexiglas schneiden

Wollt ihr geschwungene Formen schneiden, führt ihr alle Schritte bis zu Schritt Nr. 5 durch. Anstatt nun zu versuchen das Plexiglas zu brechen, wiederholt ihr Schritt Nr. 5 solange, bis ihr eure Form ausgeschnitten habt. Seid hierbei besonders vorsichtig, bei Kurven rutscht man leicht ab.

Nun wisst ihr, wie ihr dünnes Plexiglas schneidet. Wie man sieht, kann dies schnell und mit wenigen Hilfsmitteln erledigt werden, aber wie verhält es sich mit dickeren Platten?

Dickes Plexiglas schneiden (Dicke >3 mm)

Plexiglas schneiden mit einem Profil von mindestens 4 mm ist etwas aufwendiger und benötigt eine elektrische Säge. Hierbei ist allerdings auch zu unterscheiden, ob es sich um einfaches Ablängen, also einen geraden Schnitt, oder um Feinschnitte und Formen handelt. Fangen wir erstmal mit geraden Schnitten an. Rein technisch gesehen nennt man diesen Vorgang auch nicht Plexiglas schneiden, sondern sägen. Für beide Vorgehensweisen ist jedoch zu beachten, dass wenn ihr erst einmal angefangen habt, nicht aufhören solltet.

  1. Trefft alle Sicherheitsvorkehrungen und legt euer Werkzeug bereit.
  2. Fixiert das Werkstück an der Werkbank. Lasst die Schutzfolie drauf und legt Frottee-Tücher unter. Die Platte darf nicht zu weit überstehen, ansonsten kann diese schwingen und es kommt zu einem unsauberen Schnitt.
  3. Markiert euren Schnittverlauf mit einem Lineal.
  4. Nun kommt das Sägen. Legt die Säge mit laufendem Motor an, wählt den mittleren Vorschub, eine hohe Drehzahl und benutzt unbedingt eine Führungshilfe. So verhindert ihr, dass es Splitter oder Risse gibt. Drückt den Sägeschuh fest auf die Scheibe. Dabei ist es wichtig, dass ihr weder zu schnell noch zu langsam sägt. Schnell entsteht Hitze und die Späne verschmelzen mit dem Rest der Platte. Zur Not könnt ihr auch diverse Kühlmittel wie Petroleum oder Druckluftspray benutzen. Verwendet kein Wasser, das schmiert nur und behindert euch mehr, als es nützt. Seid ihr zu langsam, reißt euch das Glas im schlimmsten Falle.

Feinschnitte und Formen mit der Stichsäge

Geht es um spezielle Formen oder Rundungen, ist eine Kreissäge nicht mehr präzise genug, weshalb ihr zur Stichsäge greifen solltet. Grundbedingung ist, dass die Säge keine verschränkten Zähne, sondern einen geraden Zahnverlauf hat. Ansonsten werden eure Schnitte unsauber und die Nachbearbeitung um ein Vielfaches aufwendiger.

Für die technischen Einstellungen der Säge gilt Folgendes: mittlere bis hohe Drehzahl einstellen, 2.000 bis 3.000 Hübe pro Minute und unbedingt Pendelhub ausschalten. Ist dies nicht möglich, schaltet ihr den Pendelhub einfach auf die niedrigste Stufe. Die Arbeitsschritte sind im Grunde dieselben wie beim Ablängen, nur Kanten sind gesondert zu behandeln.

Scharfe Ecken sägen

Versucht gar nicht erst, die Säge in einem Lauf um eine Ecke zu führen. Das ist nicht nur mühselig und geht meistens schief, sondern verbiegt euch im schlimmsten Fall das Sägeblatt. Wenn ihr Plexiglas sägt und eine Ecke benötigt, bohrt ihr diese vor. Dadurch könnt ihr einfach zwei gerade Linien zur Bohrung sägen. So verhindert ihr garantiert, dass ihr zu weit sägt, Risse entstehen oder der Schnitt ungenau wird. Wenn ihr mehr zum Thema Plexiglas bohren erfahren wollt, haben wir euch dafür einen separaten Artikel erstellt.

Die weitere Bearbeitung

Nun habt ihr euren Ausschnitt gemeistert. Egal wie dick oder welche Form euer Plexiglas Ausschnitt haben soll, ihr habt es geschafft. Aber wie geht es jetzt weiter? Zuerst werden die unschönen ausgefransten Kanten auffallen. Da es sich um eine Art Kunststoff handelt, werden diese nicht vermeidbar sein. Und auch die milchige Trübung hebt sich stark vom Rest des Werkstoffes ab. Mit ein wenig Geduld und etwas Schleifen ist das aber schnell behoben.

Acrylglas schleifen

Haltet auf jeden Fall einen Staubsauger bereit oder legt etwas auf den Fußboden, um anfallenden Staub aufzufangen, davon werdet ihr nach diesem Vorgang mehr als genug haben. Legt euch eure Raspel, die Feile und das Schleifpapier bereit. Wenn ihr das Plexiglas bearbeitet, geht ihr immer der Länge nach, so verhindert ihr größtenteils Ungleichmäßigkeiten. Geht wie folgt vor:

  1. Nehmt die Raspel und fangt mit grobem Abglätten an. So entfernt ihr Überstände und Grate.
  2. Benutzt nun eine Feile mittlerer Größe. Die Kante sollte nach diesem Schritt schon bedeutend glatter sein.
  3. Den Feinschliff verpasst ihr eurem Stück mit leicht angefeuchtetem Schleifpapier der Körnung 400 bis 600. Anschließend sieht auch die Kante genau wie die Oberfläche aus.

Plexiglas biegen

Die chemischen Eigenschaften von Plexiglas machen es größtenteils biegsam unter Einwirkung von Hitze. Deshalb lassen sich Wölbungen oder Biegungen mit Platten aus Acrylglas sehr leicht herstellen. Nehmt entweder einen Heißluftföhn oder wenn es passt den Ofen. Grundsätzlich sagt man, dass Plexiglas einen Schmelzpunkt von 160 Grad Celsius hat und problemlos Temperaturen über 80 Grad aushält. Trotzdem möchte ich euch während der Erwärmung Vorsicht und regelmäßiges Überprüfen nahelegen. Ist euer Plexiglas weich genug, legt ihr Wärmehandschuhe an und biegt das Material in die richtige Form. Anschließend fixiert ihr das Ganze und lasst es auskühlen.

Fazit

Voilà! Ihr habt euer erstes Stück Plexiglas geschnitten und nachbearbeitet. Wer sich mit dem Sägen von Holz auskennt, dem dürfte aufgefallen sein, dass sich die Vorgehensweise kaum unterscheidet. Während das Schneiden recht simpel ist, gibt es beim Sägen mehr zu beachten. Auf das richtige Werkzeug sowie Sicherheit ist nicht zu verzichten! Wenn ihr euch unsicher seid, macht ihr lieber ein paar Testläufe, um ein Gefühl für die Arbeit zu bekommen.