Fliesen werden häufig eingesetzt und doch am wenigstens beachtet. Im Bad, in der Küche, als Bodenbelag oder draußen auf der Terrasse oder auf dem Balkon – Fliesen sind universell und vielseitig einsetzbar und es gibt sie in unendlich vielen Formen, Materialien und Looks. Damit die Fliesen auch lange halten und nicht durch Witterung, Wasser, Säuren, Laugen und Beanspruchung zu schnell Schäden davontragen und unansehnlich werden, sollte man Fliesen versiegeln. Ihr solltet aber darauf achten, aus welchem Material eure Fliesen sind, denn dadurch ergeben sich unterschiedliche Vorgehen. Manche benötigen nur eine Versiegelung, andere wiederum Imprägnierung und ein zusätzliches Versiegeln. Wir haben uns beides einmal angeschaut und geben euch wertvolle Informationen und natürlich eine umfassende Anleitung für das Fliesen versiegeln und imprägnieren.

Warum Fliesen versiegeln?

Auch Fliesenboden ermattet und zerkratzt im Laufe der Zeit oder es bilden sich kleine Risse. Das Material ist ein Naturmaterial, nämlich Ton, welches zwar robust und langlebig ist, aber eben auch nicht hundertprozentig gegen Umwelteinflüsse, Witterung und verschiedene Angriffe durch Säuren und Laugen, beispielsweise durchs Putzen, gefeit ist. Außerdem sind die Fliesen meist aus Feinsteinzeug oder Steinzeug und ihre Oberfläche ist doch etwas rau. Das merkt man nicht nur an den durchgescheuerten Knien der Hosen der kleinen Kinder, die auf den Fliesen herumrutschen, sondern auch daran, dass sich Schmutz besonders hartnäckig festsetzt und nur noch schwer zu entfernen ist. Ihr könnt eure Böden und Wandverkleidungen aber schützen und die Fliesen versiegeln. So behalten sie einige Jahre ihre neue Optik, die Versiegelung verhindert das Durchdringen von Wasser und die Oberfläche glänzt schöner.

Die verschiedenen Arten von Fliesen

Ehe wir euch genau erklären, wie ihr beim Fliesen versiegeln vorgehen solltet, schauen wir uns noch kurz die verschiedenen Arten von Fliesen an.

Steingutfliesen

Die offenporigen Steingutfliesen sind die einfachsten unter den Fliesen. Bis zu zehn Prozent Wasser können sie aufnehmen. Nicht frostsichere bzw frostbeständige Fliesen sind also in der Regel einfache Steingutfliesen. Sie werden aus Ton, Kaolin, Kreide und Quarz bei 12000 Grad gebrannt. Sie finden heutzutage meist nur noch als Wandfliesen Verwendung und werden in Innenräumen angebracht. Es gibt sie unbehandelt oder auch glasiert. Habt ihr unbehandelte Steingutfliesen oder wollt eure Wände damit verschönern, dann müsst ihr sie höchstwahrscheinlich imprägnieren. Glasierte Steingutfliesen können einfach mit einer Politur auf Hochglanz gebracht werden.

Steinzeugfliesen

Steinzeugfliesen sind Keramikfliesen, die  als Bodenbelag im Innen- und Außenbereich eingesetzt werden. Zusätzlich zu den Fliesen aus Steingut wird hier noch Feldspat verwendet und sie werden bei höherer Temperatur gebrannt. Diese Fliesen nehmen maximal drei Prozent Wasser auf. Auch diese gibt es unglasiert und glasiert. Die unglasierten werden vor allem eingesetzt, wenn es darum geht, dass die Flächen rutschfest sind. Auch hier ist dann ein Imprägnieren und Versiegeln angebracht.

Feinsteinzeugfliesen

Mitte der 1980er Jahre kamen die Feinsteinzeugfliesen auf. Diese Fliesen sind unter hohem druck trockengepresst und die Poren sind durch die hohen Brenntemperaturen eigentlich verschlossen. Allerdings werden die meisten Feinsteinzeugfliesen poliert, also geschliffen, damit sie besser aussehen. Das öffnet die Poren wieder und auch diese Fliesen nehmen nun Schmutz auf. Wasser dringt dennoch nur sehr wenig ein, denn das Material ist hochverdichtet. Vor allem um dem Schmutz vorzubeugen, sollte man auch Feinsteinzeugfliesen imprägnieren und danach noch versiegeln.

Terracotta-Fliesen (Cotto)

Auch Terracottafliesen oder kurz Cotto sind offenporige Fliesen, die vor dem Versiegeln imprägniert werden sollten.

Natursteinfliesen

Natursteinfliesen bestehen aus geschnittenem und poliertem Naturstein. Sie sind besonders hochwertig. Am meisten verwendet werden Granit und Marmor, aber auch Schieferfliesen werden immer populärer. Bei Marmor wird eine Versiegelung empfohlen, bei Schieferfliesen eher nicht.

Glas- und Spiegelfliesen

Glas- oder Spiegelfliesen werden hauptsächlich für Wände verwendet. Sie bestehen aus kratzfestem Glas.

Der Unterschied zwischen Imprägnierung und Versiegelung von Fliesen

Der Unterschied zwischen dem Versiegeln und der Imprägnierung von Fliesen ist schnell erklärt. Wie tief das verwendete Mittel eindringt ist hier das Kriterium. Bei der Imprägnierung dringen die recht flüssigen Mittel auch ganz tief in die kleinsten Poren ein. Sie dienen dazu, die Poren der Fliesen zu schließen. Nach dem Imprägnieren und der anschließenden Reinigung sind diese Mittel dann unsichtbar. Steingut, Steinzeug, Naturstein und Cotto solltet ihr imprägnieren. Die Mittel für eine Versiegelung sind deutlich dickflüssiger als die Imprägnierungen. Sie dringen nicht in die Poren ein, sondern bilden einen Film, eine Schicht auf den Fliesen.

Beide Arten des Schutzes der Fliesen nutzen sich mit der Zeit ab. Der Vorteil beim Fliesen versiegeln ist gleichzeitig auch sein Nachteil. Die Fliesen werden schön glatt und glänzend, lassen sich leicht reinigen, aber bieten auch eine große Rutschgefahr. Gerade im Außenbereich oder im Bad, wenn man mit nackten Füssen unterwegs ist, kann das zu Stürzen und Verletzungen führen. Deswegen wird oft nur imprägniert und wenn Glanz gewünscht ist, auf glasierte Fliesen zurückgegriffen.

mit einer FLiesenversiegelung Fliesen auf Hochglanz bringen

Fliesen richtig versiegeln

Wie schon erwähnt, reicht bei den meisten Fliesen eine Imprägnierung aus. Doch wenn ihr den besonderen Glanz haben wollt oder die besonders hygienische Oberfläche, die durch das Fliesen versiegeln entsteht, dann könnt ihr zusätzlich zur Imprägnierung noch zu einem Versiegelungsmittel greifen. Vor allem bei Feinsteinzeugfliesen kann das Versiegeln noch einen besonderen Schutz der Oberfläche erzeugen, aber auch Fliesen an den Wänden von Nassräumen wie dem Bad oder auch der Küche, werden gern versiegelt.

Materialliste für das Fliesen versiegeln

  • Mittel zur Versiegelung (flüssig oder als Aerosol)
  • Anti-Kalk-Reiniger
  • Gummihandschuhe
  • Plastikwanne oder ähnlichen flachen Behälter für das Mittel
  • Schwamm und Lappen
  • Schaumstoffpinsel oder Schaumstoffrolle

Fliesen versiegeln – die Vorbereitung

Vor der Versiegelung sollten die Fliesen absolut sauber und trocken sein. Es empfiehlt sich eine Grundreinigung der Oberfläche. Lasst die Oberfläche danach vollständig trocknen. Habt ihr eine Fußbodenheizung, dann schaltet diese rechtzeitig vor dem Fliesen versiegeln ab, denn die Steine bzw, das Steinzeug muss naturkalt sein. Prüft euer Versiegelungsmittel vorab an einer kleinen Musterfläche. So könnt ihr zum Beispiel absehen, inwieweit sich euer Stein eventuell verfärbt. Bei einigen Steinen ändert sich die Farbgebung nämlich, sie wird ein bisschen dunkler. Es entsteht ein Nasseffekt.

Fliesen imprägnieren

Bei einigen Fliesenarten wie den Feinsteinzeugfliesen und den Steingutfliesen müsst ihr vor der Versiegelung noch eine Imprägnierung aufbringen. Dies ist vor allem bei nichtglasierten Fliesen zu empfehlen. Viele Fliesen sind schon vom Hersteller vorbehandelt, mit einer Imprägnierung versehen, Achtet also auf die Beschreibung.

Wichtig, wenn ihr Fliesen imprägnieren wollt, ist, dass die Oberfläche absolut sauber und vor allem trocken ist. Reinigt die Fliesen am besten mit einem Kalkreiniger, damit das Mittel gut haften kann. Imprägnierungen gibt es als Spray oder flüssige Mittel. Das Spray ist besonders einfach anzuwenden, doch müsst ihr hier gut auf die gleichmäßige Verteilung achten. Mit einem flüssigen Mittel, welches ihr in einen Behälter gebt und dann mit einem Pinsel im Kreuzstrichverfarhen auftragt, seid ihr auf der sicheren Seite. Tragt Handschuhe bei der Prozedur und Klamotten, die nicht unbedingt eure feinsten Ausgehsachen sind. Nach dem Auftragen nehmt ihr überflüssiges Imprägniermittel noch bevor es getrocknet ist mit einem nicht färbenden Tuch wieder ab. Danach reibt ihr gründlich nach. Nun muss die Oberfläche etwa einen tag lang trocknen.

Das eigentliche Fliesen Versiegeln

Welches Mittel sich für eure Fliesen am besten eignet, findet ihr anhand der Produktbeschreibungen heraus. Nun tragt ihr das Mittel mit Hilfe einer Sprühflasche, einem Schwamm oder einem breiten Pinsel auf. Wendet wie bei der Imprägnierung das Kreuzstrichverfahren an. Ihr tragt also die Versiegelung in einer Richtung auf und verstreicht sie dann in die andere Richtung. Danach lasst ihr auch die Versiegelung mindestens 24 Stunden trocknen. Nun hält sie je nach Beanspruchung bis zu fünf Jahre. So sehen eure Fliesen auch lange Zeit nachdem Fliesen verlegen noch aus wie am ersten Tag.  Bei der Versiegelung und der Imprägnierung solltet ihr unbedingt auch die Fugen mit einbeziehen, denn diese stellen eine besondere Angriffsfläche für Schmutz und Wasser dar.

Fliesen versiegeln mit Nano-Versiegelung

Einen besonders starken und langanhaltenden Schutz bietet die neuartige Nano-Versiegelung, die mittlerweile auch beim Fliesen versiegeln angewendet wird. Die einzelnen Teilchen, die dann die Versiegelung bilden, sind um einiges kleiner als die von herkömmlichen Versiegelungen. Ihr könnt euch das ungefähr so vorstellen: Die bisherigen Versiegelungen bilden eine Schicht wie viele Glasmurmeln nebeneinander, die Nano-Versiegelung sieht daneben aus wie feinstes Mehl. So sind fast gar keine Vertiefungen und Erhebungen in der Schutzschicht mehr vorhanden und die Versiegelung ist nicht nur glatter, sondern hält auch noch deutlich länger als die bisher üblichen Mittel. Außerdem schließen sich feinste Mikrokratzer auf den Fliesen wieder, dadurch, dass die Nano-Partikel sich in ihrer Struktur im Mikrobereich wieder neu anordnen. Ein weiterer positiver Effekt ist, wie ihr ihn  vielleicht schon bei Autoscheiben kennt, das Abperlen von Wasser auf der Schicht. So kommt es zu weitgehend nicht mehr zu Kalkflecken und die Oberfläche ist extrem einfach zu reinigen.

Das soll es für heute gewesen sein. Wir hoffen, dass ihr mithilfe unserer Erläuterungen etwas mehr Durchblick im Versiegelungs- und Imprägnierungsdschungel bekommen habt und euch voller Elan ans Werk machen könnt. Habt ihr vielleicht noch Tipps oder zum Beispiel schon Erfahrungen mit Nano-Versiegelungen gemacht? Dann schreibt uns doch einen Kommentar. Wir freuen uns über Feedback!