Das Fliesen bohren stellt den ungeübten Heimwerker vor eine Herausforderung. Es ist ohne die richtige Technik nicht leicht, ein sauberes Bohrergebnis zu erreichen und die Fliese am „Leben“ zu erhalten. Neue Fliesen zu kaufen ist bereits ärgerlich, aber noch schwieriger wird es, wenn es die Fliesen gar nicht mehr gibt. Damit das Fliesen bohren ohne Sprung klappt, haben wir eine Anleitung ausgearbeitet und zeigen, auf was man achten sollte.

Warum ist Fliesen bohren so knifflig?

Wer hier falsch an die Arbeit geht, der riskiert, dass die Fliese zerspringt oder absplittert. Auch beim Fliesen bohren in der Mietwohnung kann es Probleme geben. Teilweise muss das Fliesen bohren mit dem Vermieter abgesprochen werden und in den meisten Fällen ist dieser nicht erfreut über solche Arbeiten. Wer sich nicht sicher ist, ob das Anbohren erlaubt ist, guckt in den Mietvertrag oder ruft einfach mal den Besitzer an. Daher sollte die ersten Fragen sein, die man sich stellt:

  • Ist die Bohrung wirklich notwendig?
  • Gibt es Ersatz, wenn eine Fliese kaputt geht?
  • Ist das Verändern der Wände erlaubt?
  • Gibt es eine Lösung ohne Bohren der Fliesen?

Welche Lösungen es ohne das Fliesen bohren gibt, sehen wir uns am Ende des Beitrags an. Wer möchte kann über den Link den ersten Teil mit Bohren überspringen.

Wofür braucht man Fliesen?

Fliesen sind nicht nur eine Form der Raumgestaltung und Dekoration, sondern man findet sie meistens in Räumen oder Bereichen, die durch bestimmte Tätigkeiten viel Luftfeuchtigkeit aufweisen, wie beispielsweise das Badezimmer oder die Küche. Das liegt daran, dass sie kein Wasser oder Feuchtigkeit aufnehmen und hinterher leicht zu reinigen sind. Daher findet man sie auch oft in Betrieben, wie der Tierzucht oder dem Schlachter, welche viel mit Feuchtigkeit arbeiten und hinterher gründlich reinigen müssen.

Der große Nachteil an Fliesen ist, dass man oft auch mal Wohnaccessoires oder Gebrauchsgegenstände wechseln will und sei es nur der Halter für die Klopapier-Rolle. Dann geht es den Fliesen an den Kragen, denn sie müssen durchbohrt werden. Hierbei ist nicht jede Fliese gleich, denn nicht immer wird das gleiche Material für die Produktion von Fliesen verwendet. Der überwiegende Großteil aller Fliesen wird aus gebranntem Ton hergestellt. Das Material ist nicht nur wie gemacht dafür und eine günstige Ressource, sondern auch besonders schnell durchgebrochen.

Damit das auf keinen Fall passiert, liefern wir nicht nur gleich die passende Anleitung, sondern sehen uns auch die in Frage kommenden Werkzeuge näher an. Wer die Fliesen noch nicht mal an der Wand hat, der kann hier unsere passenden Ratgeber zum Fliesen legen und zum Silikonfugen ziehen lesen.

Es gibt aber auch andere Materialien, aus denen eine Fliese bestehen kann, wie:

  • Porzellan
  • Marmor
  • Terracotta
  • Granit

Das passende Werkzeug zum Fliesen bohren

Es gibt nicht nur einige Tricks, wie man einen größeren Schaden an den Fliesen verhindern kann, sondern allein schon mehrere Bohrer. die in Frage kommen, den Job zu meistern. Unterschiedliche Bohrer? Wir erinnern uns, es gibt diverse Bohrerarten. Hier haben wir uns drei Bohrer rausgesucht und zeigen, auf was man achten sollte und welcher Bohrer der beste zum Fliesen bohren ist.

Fliesen bohren mit welchem Bohrer?

Nicht nur wir als Händler für Bohrer bekommen regelmäßig Anfragen, womit man denn die Fliesen durchbohren kann, sondern auch im Internet werden laut Googles Suchvorschlägen viele Varianten angefragt. Die Hauptkandidaten sind hier immer wieder:

Da sieht man bereits es herrscht viel Verwirrung im Fliesenparadies 🙂 Soviel vorab, nicht jeder Bohrer eignet sich zum Fliesen bohren, was nicht bedeutet, dass man immer unbedingt einen speziellen Fliesenbohrer benötigt.

Der Fliesenbohrer

Diese Bohrerart ist natürlich extra zum Fliesen bohren entwickelt worden. Man muss aber mit dem Begriff aufpassen, denn oft werden von Händlern Bohrer als Fliesenbohrer verkauft, die eigentlich eher normale Spiral-Universalbohrer sind.

Doch was ist nun so besonders am Fliesenbohrer?

Der spezialisierte Bohrer sieht auf den ersten Blick schon ganz anders aus. Ein echter Fliesenbohrer wird neben seiner speziellen Form in gekühlter Version (mit Wachs) und ungekühlter Variante angeboten. Grundsätzlich muss immer mit Wasser gekühlt werden, wenn der Bohrer kein Wachs hat. Wobei auch bei den Modellen mit Kühlwachs das zusätzliche Kühlen mit Wasser die Lebensdauer des Werkzeugs erhöht.

Der Vorteil eines gekühlten Bohrers ist, dass man sehr lange bohren kann, ohne dass der Bohrer überhitzt. Aber auch ungekühlt kann man einige Zeit mit einem wachsgekühlten Modell arbeiten. Wenn es um wenige Löcher geht und es einem ausreicht, dass man nur kurze Zeit am Stück bohren kann, dann reicht so ein Modell vollkommen aus. Wichtig ist beim Fliesenbohrer, ganz gleich welches Modell man wählt, dass der Bohrvorgang gekühlt, der Bohrer leicht schräg angesetzt wird und man mit wenig Druck arbeitet. Denn wenn der Druck zu stark ist, dann raspelt die Diamantbeschichtung ab und das Werkzeug ist kaputt.

Wenn wir uns den Aufbau genauer ansehen, dann ist neben der ungewöhnlichen Form die Bohrerspitze besonderes auffällig. Ein wenig erinnert der Schaft und die Bohrerspitze an einen Qualmstengel, der brennt. Die Spitze ist mit Diamant-Partikeln bestreut, welche den Bohrer unglaublich robust gegen die härtesten Materialien macht. So kommt ein professioneller Fliesenbohrer mit Leichtigkeit durch alle erdenklichen Materialien wie Porzellan, Terracotta, Keramik, Marmor, Feinsteinzeug und Granit. Dennoch gilt, dass der Bohrer für die Fliese ist und sobald man diese durchbohrt hat, man den Bohrer für das passende Material des Untergrunds austauschen muss.

Auch gilt es, auf die richtige Aufnahme und Drehzahl zu achten, damit der Bohrer voll funktionsfähig ist.

Der Glasbohrer

Der Glasbohrer ist die zweitbeste Möglichkeit beim Fliesen bohren. Der Glasbohrer wird auch oft als Keramik- oder Fliesenbohrer bezeichnet. Auch hier liegt wieder eine besondere Bauart, welche sich alleine von der Form her unterscheidet, vor. Der Aufbau des Bohrers ähnelt einem Pfeil oder Speer. Die Spitze ist sehr scharf.

Leider muss man auch hier wieder das Werkzeug wechseln, sobald man die Fliese durchgebohrt hat. Danach wird auf den Steinbohrer gewechselt. Wer es versäumt, hat schnell einen stumpfen Bohrer, der entsorgt werden kann. Arbeitet nicht mit zu viel Kraft, der Bohrer wird auch ohne großen Druck die Fliese innerhalb weniger Sekunden durchdringen.

Der Steinbohrer

Der Steinbohrer kommt zwar immer zum Einsatz, wenn die Fliese bereits ein Loch hat und in die Wand gebohrt werden soll, aber zum Fliesen bohren ist er eher ungeeignet. Zwar mag es sein, dass auch hiermit am Ende ein sauberes Ergebnis entsteht, aber es hat mehr mit Glück als Verlass auf die Technik zu tun. Die Schneiden des Bohrers sind viel zu stumpf um eine Fliese sauber zu durchdringen und dadurch wird das Ergebnis nicht nur in Mitleidenschaft gezogen, sondern das Bohren dauert auch besonders lange. Wer hier Feingefühl, Geduld und Vorsicht mitbringen, kann es aber dennoch schaffen.

Ein ebenfalls wichtiger Faktor bei der Bohrerwahl ist die Ritzhärte. Hier unterschiedet man in verschiedenen Härtegraden von 1 (sehr weich) bis 10 (sehr hart). Eine gewöhnliche Fliese hat eine Ritzhärte zwischen drei und vier. Hartes Material wie beispielsweise Feinsteinzeug, hat eine Ritzhärte von acht. Auch moderne Natursteinfliesen sind ausgesprochen hart. Wer harte Fliesen bohren will, braucht auf jeden Fall einen richtigen Fliesenbohrer mit Diamant-Spitze.

Andere Bohrer

Wer darüber nachdenkt, einen Metallbohrer oder Holzbohrer zu verwenden, sollte die Finger davon lassen. Hier hat man das größte Risiko, Werkzeug und Fliese innerhalb kürzester Zeit zu beschädigen.

Weiteres Zubehör

Man braucht natürlich nicht nur einen geeigneten Bohrer, sondern auch weiteres Werkzeug und Zubehör für ein sauberes Ergebnis. Was man an alles vor Ort haben sollte:

  • Schlagbohrmaschine bzw. Bohrhammer mit Funktion den Schlag auszuschalten (im Notfall kann man auch eine einfache Bohrmaschine oder einen Akkuschrauber nehmen)
  • Wasserbehälter oder Drucksprüher mit Wasser griffbereit (zur Kühlung)
  • Passender Aufsatz (Fliesenbohrer, Glasbohrer und Steinbohrer)
  • Detektor (wenn man nicht weiß, wo die Strom- und Wasserleitungen lang laufen)
  • Markierungsmittel (Marker oder Bleistift)
  • Kreppband (Malerklebeband oder im Notfall auch normales Paketklebeband)
  • Hammer und Ankörner (Beim Ankörner kann man auch eine Reißnadel, einen Nagel oder eine Schraube nutzen)
  • ggf. Wasserwaage
  • ggf. Staubsauger

Wer eine gerade Anbringung braucht, der nimmt natürlich eine Wasserwaage und wer hinterher nicht Staubwischen will, der sollte beim Bohren den Staubsauger griffbereit haben.

Vorbereitung

Als erstes prüfen wir, ob eventuell Stromkabel oder Wasserleitungen an der gewünschten Stelle hinter dem Putz liegen. Dazu gibt es diverse Detektoren. Mit einem Universaldetektor beispielsweise kann man beides prüfen. Ansonsten kann man auch in den Bauplan gucken.

Ihr solltet prüfen, ob tatsächlich auf der Fliese gebohrt werden muss. Wer keine großen Schrauben einbringen muss, der kann auch ein kleines Loch zwischen den Fliesen anfertigen. Sprich es wird in der Fliesenfuge gebohrt. Wird das Loch zu groß, hat man aber gleich Schäden an mehreren Fliesen.

Beim Fliesen bohren arbeitet man ohne Schlag und mit niedriger Drehzahl! Stellt vor dem Bohren das Wasser zum Kühlen bereit.

Fliesen bohren Anleitung

Jetzt kann es auch schon losgehen.

  1. Vorbereitung (siehe oben)
  2. Wir markieren die Bohrstelle mit dem Marker.
  3. Nun ist das Ankörnen erforderlich, damit der Bohrer Halt findet und wir ein sauberes Ergebnis erzielen. Dazu nehmen wir einen Ankörner oder ähnliches und schlagen vorsichtig mit dem Hammer drauf.
  4. Wir kleben die Stelle mit einem Kreuz Malerkrepp ab. So verhindern wir, dass am Bohrloch Teile der Fliese absplittern. Außerdem gibt das Krepp zusätzlich Halt.
  5. Wir stellen die Schlagfunktion (sofern vorhanden) aus. Da hierbei Erschütterungen entstehen, die der Fliese schaden.
  6. Wir setzen den Bohrer an und durchdringen leicht angeschrägt (nicht zu schräg, ansonsten kann der Bohrer verkanten) mit niedriger Drehzahl und wenig Druck die Fliese.
  7. Dauert die Arbeit länger kontrollieren wir die Temperatur des Bohrers und kühlen ihn gegebenenfalls.
  8. Sollte noch kein Steinbohrer verwendet werden, wechseln wir jetzt auf diesen, damit wir mit dem Loch tiefer in die Wand dringen können.
  9. Mit dem Steinbohrer in der dahinterliegenden Wand (oder Boden) kann wieder mit normalem Druck gearbeitet werden. Hier muss man sehen, wie leicht man ins Mauerwerk eindringt. Sollte es nicht vorangehen, so kann man vorsichtig mit der Schlagfunktion arbeiten, ansonsten lässt man sie ausgeschaltet.
  10. Nachkontrolle: Fehler passieren auf jeder Baustelle mal. Wer unsauber gearbeitet hat, kann mit einem Fliesenspachtel und geeigneter Spachtelmasse arbeiten. Ist die Masse ausgehärtet, arbeitet man mit einem fein gekörnten Schleifpapier nach. Bei Farbunterschieden hilft Lackfarbe. Ist die Fliese richtig gesprungen und das Aussehen stört einen nicht weiter, dann braucht man sie nicht zwangsläufig wechseln. Wenn es sich aber um einen Feuchtraum handelt, dann ist es durchaus sinnvoll, da ansonsten Feuchtigkeit in die Wand gelangen kann. Es gibt auch als Kaschierung Fliesenaufkleber.
  11. Jetzt können wir das Klebeband abmachen, das Bohrloch reinigen und den Dübel in die Wand bringen.

Befestigung an Fliesen ohne Bohren

Manchmal sind die Gegenstände, die man an die Fliesen anbringen möchte, gar nicht so schwer, dass sie unbedingt Dübel und Schrauben zum Halten brauchen. Wer einen Spiegel auf Fliesen ohne Bohren anbringen möchte, kann dies mit einem passenden Kleber erreichen. Natürlich wird der Halt nie so stark werden, wie wenn gebohrt wird. Da aber keine größere Belastung entsteht, ist es möglich. Hierzu gibt es Unmengen Klebstoffe, das reicht bei kleinen Lasten von Klebestreifen bis hin zum extrem starken Montagekleber.

Fazit zum Fliesen bohren

Die meisten Fiesen an sich sind sehr brüchig und die glasierte Oberfläche ist oft unglaublich hart, daher braucht man einiges an Kraftaufwand, um durch die erste Schicht zu kommen, was schnell zu einem Bruch, Sprung oder Riss führen kann. Gerade bei hochwertigen Fliesen oder auch Fliesen, die man nicht mehr kaufen kann, gilt es auf Nummer sicher zu gehen und entweder zu einem richtigen Diamant-Fliesenbohrer oder zu einem Glasbohrer zu greifen. Damit erreicht man die saubersten Ergebnisse. Wer sauber arbeitet und fachgerecht mit seinem Werkzeug umgeht, sollte keine Schwierigkeiten beim Fliesen bohren haben.